Augustus und die Römische Antike II

Mit Werner Dahlheim, Karl-Wilhelm Weeber und Stephan Zink

Vorträge und Diskussion
Moderation: Peter Bilger
Samstag, 12. April 2014, 18:30 Uhr
Theater am Saumarkt

Wer auf das augusteische Zeitalter sieht, blickt auf einen mit menschlichem Maß kaum auszumessenden Erfolg. Augustus siegte in allen Kämpfen über seine zahlreichen Rivalen mit Geduld und dem Glück an seiner Seite. Die Herrschaft, die er gewann, war die eines Usurpators, und dies blieb sie für immer.

 

 

 

Werner Dahlheim, Vortrag, Vortrag: Augustus und seine Zeit
Wer auf das augusteische Zeitalter sieht, blickt auf einen mit menschlichem Maß kaum auszumessenden Erfolg. Augustus siegte in allen Kämpfen über seine zahlreichen Rivalen mit Geduld und dem Glück an seiner Seite. Die Herrschaft, die er gewann, war die eines Usurpators, und dies blieb sie für immer. Trotzdem stimmten ihr Rom, Italien und die Provinzen zu. Sie richteten, befreit vom wilden Ehrgeiz machtbesessener Adliger, ihre Hoffnungen auf das Regiment dieses Römers. In einer Mischung aus Glaube und Zuversicht zweifelten immer weniger Menschen daran, dass er den Frieden und das allgemeine Glück für immer auf die Erde zurückgebracht hatte. Das Imperium und die Monarchie, die Augustus gegründet hatte, trotzten für Jahrhunderte allen Stürmen. Die Zeitgenossen ehrten ihn wie kaum einen Menschen zuvor und die Götter wiesen ihm einen Platz im Himmel zu. Die Nachwelt berief sich auf ihn, wenn es galt, über Könige und Weltreiche zu urteilen, und die Christen, von seinen Erben verfolgt, priesen den Frieden, den er der Welt zu der Zeit gab, als Gott Mensch wurde. Triumph über Triumph in einem langen Leben, Ruhm noch zweitausend Jahre nach dem Tode - wie viel mehr kann ein Mensch erwarten?

Stephan Zink, Vortrag: Romulus, Augustus und die Ruinen auf dem Palatin in Rom – antike und moderne Vorstellungswelten
Oktavian, der spätere Kaiser Augustus, verlegte gegen Ende der 40er Jahre v. Chr.  seinen Wohnsitz auf den südwestlichen Palatinhügel. Der Ort war von größter Bedeutung für das römische Selbstverständnis; nach antiker Auffassung wurde Rom hier gegründet und sogar der Stadtgründer Romulus soll hier gewohnt haben. Bereits in der Antike legte man auf dem Palatin Ruinenreste aus der Frühzeit Roms frei und deutete sie als materielle Beweise der eigenen Vergangenheit. Noch heute werden dort Schlüsselmonumente römischer Geschichte präsentiert, wie etwa das „Haus des Romulus“, das „Haus des Augustus“ oder das Apollonheiligtum. Seit ihrer Ausgrabung im 19. Jhdt. wurden die Überreste dieser Bauten verschiedenartig gedeutet, rekonstruiert und instrumentalisiert. Dabei nahm die Person des Augustus eine immer zentralere Rolle ein, welche mit der endgültigen Identifizierung seines Wohnhauses in den 1980er Jahren besiegelt wurde. Neue Bauuntersuchungen stellen nun diese und andere gängige Interpretationen in Frage. Dieser Beitrag beschäftigt sich mit der archäologischen Konstruktion von Geschichte und geht der Frage nach, wie zeitgebunden unsere Vorstellungen von der römischen Antike eigentlich sind.

Karl-Wilhelm Weeber, Vortrag: Rom sei Dank
»Rom ist nicht Geschichte, sondern Gegenwart«
Was wäre das moderne Europa ohne das vielfältige Erbe, das uns Rom mit auf den Weg gegeben hat? Unsere Architektur, unser Rechtssystem, unsere Sprache, ja auch PR- und Kommunikationstechniken sind ohne Rom nicht denkbar, und selbst in einem zweifelhaft gewordenen Klassiker wie Caesars De Bello Gallico lassen sich mehr aktuelle Bezüge finden, als wir glauben.
Karl-Wilhelm Weeber zeigt, wie sehr römisches Denken und Handeln auch heute noch unsere Mentalität im Alltag bestimmen - auch wenn wir nichts davon wissen.

 

Werner Dahlheim, geboren 1938, ist emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Technischen Universität Berlin und Spezialist für römische Geschichte. Er ist unter anderem Verfasser einer Biografie über Julius Caesar und der Gesamtdarstellung "Die griechisch-römische Antike".

Karl-Wilhelm Weeber, geboren 1950, leitet das Wilhelm-Dörpfeld-Gymnasium in Wuppertal und ist Professor für Alte Geschichte an der Universität Wuppertal sowie Lehrbeauftragter für die Didaktik der Alten Sprachen an der Ruhr-Universität Bochum. Er hat zahlreiche Bücher zur römischen Alltagsgeschichte verfasst z.B. Rom sei dank! Warum wir alle Caesars Erben sind, 2010.

Stephan Zink, geboren 1976 in Feldkirch, Studium der klassischen Archäologie und antiken Bauforschung in Wien, Berlin, Paris und Philadelphia; Promotion 2011 an der University of Pennsylvania zum Thema ‚Octavian’s Sanctuary of Apollo on the Palatine: Architecture, Site, and the Development of a Sacred Topography’. Stephan Zink beschäftigt sich seit fast zehn Jahren mit einer archäologischen Bauaufnahme des Apollonheiligtums und des sog. Augustushauses auf dem Palatin in Rom. Seit 2012 ist er Postdoctoral Research Fellow am Institut für Denkmalpflege und Bauforschung der ETH Zürich.

 



Stephan Zink, Vortrag im Theater am Saumarkt, 12.4.2014

Publikumsgespräch: Stephan Zink, Karl Wilhelm Weeber und Peter Bilger (v.li.n.re.), Theater am Saumarkt, 12.4.2014

Publikumsgespräch: Stephan Zink, Karl Wilhelm Weeber, Peter Bilger und Werner Dahlheim (v.li.n.re.), Theater am Saumarkt, 12.4.2014